Ohne AKW durch den Winter
BUND-Atomexpertin Angela Wolff zum Stresstest: „Atomkraftwerke sind verzichtbar“
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
eigentlich sollten Ende dieses Jahres die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen – eigentlich. Denn die Gas-Krise in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat hierzulande eine Scheindebatte über mögliche Stromknappheit ausgelöst. Nach langem Ringen und einem umfangreichen Stresstest hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck entschieden: Für ein AKW ist Schluss, zwei weitere sollen bei drohender Knappheit noch bis Mitte April laufen können.
Diese Entscheidung mag zwar den Koalitionspartner FDP ruhigstellen, falsch ist sie trotzdem. "Der geringe Nutzen, der aus einem Weiterbetrieb oder einem Notfallbetrieb dieser Kraftwerke resultieren würde, steht in keinem Verhältnis zu den Kosten", meint die BUND-Atomkraftexpertin Angela Wolff. Im Interview erklärt sie, wie wahrscheinlich ein Weiterbetrieb bis April ist.
Warum ist der BUND strikt gegen eine Laufzeitverlängerung? Ein Grund: Die AKW Neckarwestheim und Isar 2 laufen seit Jahren ohne gültige Sicherheitsnachweise. Denn Deutschland hat den Betreibern umfassende, periodische Sicherheitsprüfungen mit Blick auf den baldigen Atomausstieg einfach erspart.
Und wie kommen wir gut durch den Winter?
Bisher wurde in der öffentlichen Diskussion und auch in den Empfehlungen der Bundesnetzagentur um den Streckbetrieb oft eine entscheidende Lösung vergessen: konsequentes Energiesparen - So geht´s.
Denn nicht nur beim fossilen Erdgas, sondern auch beim Strom können wir die Krise meistern, indem wir Energieverbräuche geordnet reduzieren. Und auch hier gilt es zu unterscheiden zwischen notwendigen (z.B. die öffentliche Daseinsvorsorge, Haushalten oder Straßenbeleuchtung) und verschwenderischen Anwendungen (z.B. Beleuchtung von Werbetafeln und Geschäften bei Nacht, Herstellung und Betriebe von Luxusgütern wie Privatjets und Yachten oder zerstörerische und stromintensive Industrieproduktion wie Plastik).
Wenn wirklich jede Kilowattstunde zählt, müssen die verschwenderischen Anwendungen drastisch reduziert werden und eine Priorisierung in der Energienachfrage erfolgen. Diese muss sicherstellen, dass Grundbedürfnisse der Bürger*innen den Vorrang erhalten vor Profitmaximierung und Ressourcenverschwendung.
Entscheidend für eine sichere Energieversorgung ohne russisches Erdgas ist nicht der Weiterbetrieb der Hochrisikotechnologie Atomkraft, sondern der politische Wille, an den richtigen Stellen konsequente Energiesparmaßnahmen durchzusetzen, etwa durch ein ambitioniertes Energieeffizienzgesetz.
Euer BUND Weissach + Flacht
Ist das noch Wetter oder schon Klimawandel?
Das neue Datenprojekt der Stuttgarter Nachrichten beantwortet die Frage auch für unser Weissach – täglich aktuell!
Habt ihr auch schon den Eindruck gehabt: Mit dem Wetter stimmt etwas nicht mehr. Die Sonne brennt vom Himmel, obwohl man kühlere Temperaturen zu dieser Jahreszeit erwartet hätte. Wir freuen uns zwar über tagelangen Sonnenschein. Aber irgendwann fragen wir uns doch, wie lange es eigentlich nicht mehr geregnet hat. Und: Ist das der Klimawandel?
Auf den Webseiten der Stuttgarter Nachrichten (https://www.stuttgarter-nachrichten.de/klimazentrale) wird diese Frage mit dem neuen Datenprojekt „Klimazentrale“ beantwortet. Täglich aktuell und für alle Orte im Großraum Stuttgart.
Die Daten der Klimazentrale stammen von 14 amtlichen Wetterstationen in und um Stuttgart, vom Deutschen Wetterdienst, der Stadt Stuttgart und der Landesanstalt für Umwelt. Neben den aktuellen Werten werden Daten seit 1961 ausgewertet. Es wird gezeigt, in welchem Bereich Temperatur und Niederschlag sich normalerweise bewegen – und was aktuell gemessen wird.
Wetter- und Klimadaten für Weissach
Die Klimazentrale zeigt somit auch, was 1961 bis 1990 normal war, als der Klimawandel noch kaum ein Thema war. Der zweite Vergleichszeitraum zwischen 1991 und 2020 orientiert sich eher an dem, was heutzutage als normal empfunden wird. Diese beiden Perioden sind die internationale Referenz für Klimawissenschaftler.
Weissach hat zwar keine eigene amtliche Wetterstation. Deshalb werden die Daten für unsere Gemeinde von der meteorologisch jeweils am besten geeigneten Wetterstation bezogen. Die nächstgelegene Station für Regenmessung ist Renningen-Ihninger Hof, für Temperaturdaten Stuttgart (Scharrenberg).
Nichtsdestotrotz sind die gezeigten Daten aussagekräftig genug und belegen im Langzeitvergleich insgesamt auch für Weissach eine Erwärmung. Der Blick auf die Klimadaten der Stuttgarter Nachrichten lohnt sich allemal.
Loklim
Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen
Das Projekt „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen“ (LoKlim) hat sich zum Ziel gesetzt, kommunale Institutionen und Akteure in der planerischen Umsetzung lokal-spezifischer Anpassungsprozesse in Folge des Klimawandels zu begleiten. Dafür werden anwendungsorientierte Instrumente zum konkreten Auf- und Ausbau von Kompetenzen und Kapazitäten zur Anpassung an den Klimawandel in kleinen und mittleren Kommunen sowie Landkreisen in Baden-Württemberg entwickelt.
Das Projekt ist am Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt.
Im Klimaportal könnt ihr die aktuellen Klimaprojektionen auf lokaler Ebene erfahren und den Klimasteckbrief auch unserer Gemeinde abrufen. Die Klimaprojektionen für die nahe und ferne Zukunft wird auf Grundlage des „weiter wie bisher“- Szenarios (RCP 8.5) berechnet. Das Ergebnis für Weissach ist ziemlich schockierend. Es besteht dringender den je Handlungsbedarf, soll das 1,5 Grad Ziel nicht gerissen werden.
Was ist euer Beitrag gegen den Klimawandel? Mit unserem Projekt Klimaspecht bietet euch der BUND die Möglichkeit, eure praktischen Beispiele für einen wirksamen Klimaschutz mit anderen zu teilen, im Kleinen wie im Großen.
Mit nichts anderem wie mit praktischen Beispielen von überzeugenden Mitmenschen aus der Mitte unserer Gemeinde erreicht der Klimaschutz mehr Aufmerksamkeit und regt zur Nachahmung an.
Viele Beispiele haben uns schon erreicht und können auf unsere Internetseite www.bund-weissach.de angeschaut werden. Bitte machen Sie mit! Teilen Sie mit anderen wie praktischer Klimaschutz geht.
Solarpotentialstudie
Ab 1. Mai 2022 Solarpflicht in Baden-Württemberg auch für neuen Wohngebäude
Mitten in der Klimakrise ist das Potential der Solarenergie in Deutschland immer noch weitestgehend unerschlossen. Das ist geradezu irrational angesichts der bedeutenden Rolle, die eine Nutzung der Sonnenenergie für Strom und Warmwasser in Deutschland und weltweit spielen könnte, wenn man sie bloß nutzen würden.
Im Auftrag von Greenpeace hat das Frauenhofer ISE bereits im August 2021 eine Kurzstudie zu den Potentialen von PV in Deutschland erstellt (PDF-Download). Die Studie entkräftet insbesondere den verbreiteten Mythos, dass die Energiewende zum Scheitern verurteilt ist, weil sich unser Strombedarf aus Wind- oder Solarstrom angeblich nicht decken lasse.
Solarpflicht für Wohngebäude im Ländle in Kraft getreten
Nachdem bereits zu Jahresbeginn alle neuen Nichtwohngebäude und Parkplätze mit einer Photovoltaikanlage versehen werden müssen, gilt dies ab 1. Mai 2022 auch für neue Wohngebäude, gleichgültig, ob es sich um ein Ein- oder Mehrfamilienhaus handelt. Konkret besagt die Regel: Wer seit dem Stichtag einen Bauantrag stellt, muss 60 Prozent der für die Photovoltaik geeigneten Dachfläche mit Modulen belegen.
Unser Tipp: Hilfestellung bei der individuellen Auslegung von PV-Leistung und Speicherkapazität kann die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin (https://solar.htw-berlin.de/) leisten. Zum Beispiel mit dem Unabhängigkeitsrechner, mit dem sich abschätzen lässt, welchen Beitrag eine PV-Anlagen und Batteriespeicher zur Stromversorgung von Eigenheimen leistet. Ein Blick darauf lohnt sich auf jeden Fall.
Stecker-Solar: Solarstrom vom Balkon direkt in die Steckdose
Mit Stecker-Solargeräten können auch Mieter und Wohnungseigentümer eigenen Sonnenstrom erzeugen. Die Verbraucherzentrale infomiert sehr anschaulich, worauf Sie dabei achten sollten.
Besonders sparsame Haushaltsgeräte
Infos zu Modellen mit besonders niedrigem Strom-und Wasserverbrauch
Die Broschüre „Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2019/20“ des Umweltministeriums Baden-Württemberg wurde mit Stand 10/2019 überarbeitet. Zusammengestellt sind effiziente Haushaltsgeräte üblicher Bauarten und Größenklassen. Außerdem enthält die Broschüre Informationen zu Klimaklassen, Tipps für ideale Aufstellorte, Wissenswertes zur Wahl zwischen Einbaugeräten und Standgeräten. In Deutschland werden derzeit im Handel etwa 4.400 verschiedene Kühl- und Gefriergeräte, 1.000 Waschmaschinen, 1.900 Spülmaschinen, 500 Wäschetrockner und 80 Waschtrockner angeboten. Orientierung ist also dringend nötig.
Die Broschüre finden Sie hier.
Eine detaillierte Beschreibung der Energieverbrauchskennzeichnung finden Sie auf der Website des Bundesumweltamtes.
PV reduziert viel mehr Co2 wie Bäume binden können
Anmerkung zu den Zahlen in der Grafik:
Diese Berechnung basiert auf Buchen mit einem Durchmesser von ca. 15cm etwa in Augenhöhe. Buchen mit einem Durchmesser von 25cm können ca. doppelt so viel Co2 binden.
Im obigen Beispiel binden also ca. 40 Buchen 1 Tonne Co2. Die PV-Anlage auf dem Einfamilienhaus vermeidet dagegen beim jetzigen Strommix so viel CO2, wie ca. 400 Buchen mit 25cm Durchmesser binden können.
Übrigens: Selbst eine kleine Windkraftanlage, wie z.B. die bei Weilimdorf mit 500kW Leistung und mit rund 650.000kWh Jahresertrag, vermeidet beim heutigen Strommix so viel CO2, wie rund 4350 Buchen mit einem Durchmesser von 60cm in der gleichen Zeit binden können.
Bei einem Durchmesser von 26cm wären es sogar 9930 Bäume. (Co2-Werte vom FVA BW Freiburg). Kaum zu glauben, aber wahr!
Und noch ein Unterschied: Wenn die Buche eines Tages abstirbt oder zu Brennholz wird, wird die aufgenommene Co2-Menge wieder frei. Bei einer Windkraftanlage amortisiert sich der Co2 Ausstoß für Bau und Abriss energetisch bereits nach 0,5 bis 2 Jahren.
Die ornitholotischen Folgen der Windkraft
Ausbau der Windkraft ist keine Bestandsgefährdung für Vögel
In umfangreichen Untersuchungen hat Oliver Kohle vom Schweizer Umweltbüro Nussbaumer/Kohle die Faktenlage mit verschiedenen Studien, wie die Progress-Studie oder die Schweizer Vogelzugstudie analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Studien sind: Windkraftanlagen stellen kein erhöhtes tödliches Risiko für bedrohte Vogelarten dar.
Lesen Sie hier den Artikel von Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group (EWG), MdB(1998 – 2013) und Autor.