Ortsgruppe Weissach + Flacht

Wohnungsnot

Ein unausweichlich eintretender Effekt des demografischen Wandels liegt in der Verschiebung der Altersstruktur: Die Wohnbevölkerung in Weissach wird immer älter! Damit ändern sich auch die Bedürfnisse an Wohnraum und Infrastruktur.

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Bei unserem vierten Thema geht es um die Frage, ob das geplante Neubaugebiet „Am Graben“ die zeitgemäße Antwort zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bzw. Einfamilienhäusern in Weissach-Flach ist.

Zur Klärung dieser Frage fand am 20.07.21 in der Strickfabrik ein Vortrag mit anschließender Diskussion mit dem Experten Stefan Flaig vom Beratungsunternehmen Ökonsult aus Stuttgart statt. Dieser beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die kommunale Siedlungsplanung.

Hier kann der Vortrag angesehen werden.

Derzeit wird in nahezu allen Kommunen in Baden-Württemberg nach bezahlbarem Wohnraum bzw. Einfamilienhäuser für junge Familien gesucht. Dabei ist die Lösung fast überall die gleiche: Neubaugebiete, oft für Ein- und Zweifamilienhäuser! Stefan Flaig stellt diese Lösung fundamental in Frage. Seiner Meinung nach gibt es genügend Einfamilienhäuser in Weissach und Flacht, um die Nachfrage durch junge Familien zu decken!

Grundlage hierfür ist eine bereits Ende 2014 von Ökonsult erstellte und von unserer Gemeinde in Auftrag gegebene Analyse. Diese hatte bereits damals einen Leerstand von 137 Wohngebäuden ergeben. Dies entsprach einem prozentualen Anteil von 6,4 %. Noch erstaunlicher ist das damalige Ergebnis der Untersuchung, dass in 285 Wohngebäuden (= 13,3 %) der jüngste Bewohner über 70 Jahre alt war. Über 80 Jahre alt war der jüngste Bewohner sogar in 83 Wohngebäuden (= 3,9 %). Das bedeutet, dass diese Wohngebäude also innerhalb der nächsten 15-20 Jahre leer stehen werden, wenn sie nicht wieder belegt werden. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Ein- und Zweifamilienhäuser.

Untermauert werden seine Ausführungen durch die Zahlen des statistischen Landesamts Baden-Württemberg von 2021. Mit aktuell durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau ist der demografische Wandel nicht mehr aufzuhalten. Deutschland altert nach Japan am schnellsten. Damit ist es unausweichlich, dass die jungen Familien immer weniger werden und damit die Nachfrage junger Familien nach Ein- und Zweifamilienhäusern zwangsläufig abnehmen wird. Gleichzeitig wird das Angebot an leerstehenden Einfamilienhäusern durch die Überalterung der Gesellschaft zunehmen. Darauf sollte sich die kommunale Politik und insbesondere die Siedlungspolitik einstellen. Die Leerstandsermittlung ist das eine, danach folgt die langfristige Aufgabe, diese leer stehenden Einfamilienhäuser für die Bevölkerung zu aktivieren und wieder zur Verfügung zu stellen. Denn – so die Auffassung von Stefan Flaig – leerstehende Einfamilienhäuser sind asozial! Damit dieser wieder auf den Markt kommt, sollte die Gemeinde dafür sorgen, den Abgebenden ein attraktives Angebot zu unterbreiten und altersgerechtes Wohnen mit Gleichgesinnten in zentraler Lage (fußläufig zum Arzt und zum Einkaufen) zu ermöglichen. Befragungen unter Senioren haben ergeben, dass die großen Einfamilienhäuser zu Vereinsamung führen und die Pflege des großen Hauses bzw. Gartens eher zur Last wird.

Diese sogenannte Innenentwicklung, d.h. dafür zu sorgen, dass leer stehende Einfamilienhäuser auf den Markt kommen und altersgerechten Wohnraum schaffen, muss jetzt angegangen werden. Dies setzt vor allen Dingen den politischen Willen voraus. Denn es ist eine schwierige und personalintensive Aufgabe für die Gemeinde. Es ist viel begleitende Kommunikation erforderlich und viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Neubaugebiete auszuweisen und zu erschließen ist deutlich einfacher! Dennoch ist die Zeit des Wachstums vorbei! Darauf müssen sich die Gemeinden vorbereiten.